Früher waren sie Geheimtipps. Kneipen und Restaurants, die nicht jeder kannte. Früher, das war noch vor ein paar Jahren. Da war die Bike Week zwar auch schon gut besucht, aber eben noch nicht mit rund 600.000 Bikern so rappelvoll. Da konnte man noch gemütlich nach South Daytona zum "Lighthouse" fahren, im rustikalen Restaurant war gleich ein Tisch zu haben. Oder im "Charlie Horse", einer urigen Kneipe an der Atlantic Ave, Richtung Norden ein Stück hinter dem Bellair-Plaza.
Bei der diesjährigen Bike Week ist alles anders, was jedenfalls die Geheimtipps angeht. Unter den Bikern haben sie sich längst rumgesprochen. Es gibt kaum Parkplätze, überall stehen Motorräder. Bei 98 Prozent der skurrilen Bikes glänzt das Harley-Davidson Logo am Tank.
Jeder, der in Amerika eine Harley besitzt, scheint hier zu sein, fährt mindestens zehnmal pro Tag die Main Street rauf und runter. Die, die einen Parkplatz gefunden haben, hatten Glück oder waren schon um 7 Uhr a.m. da. Wer später kommt, hat Pech gehabt, die besten Plätze sind längst besetzt. Sehen und gesehen werden, das isses.
Alle Milwaukee Stahlrösser sind gewienert, blinken und glitzern. Besonders das Zubehör, denn kein Bike ist serienmässig, Customizing heißt das Zauberwort. Die Bikes sind grell und megalaut. Das vermittelt Lebensfreude, Ausgelassenheit, Unabhängigkeit, Emanzipation und Freiheit, kurz, das ist das berühmte "American way of life Feeling".
Erlaubt scheint alles, man ist ja schliesslich "im Land der unbegrenzten Möglichkeiten". Nichts ist unmöglich und wen juckt da schon "Laut ist Out" oder gar eine "Helmpflicht". Seit Mitte 2000 dürfen in Florida Biker "oben ohne" fahren, vorausgesetzt ihr Feuerstuhl ist versichert.